Es vergeht kein Tag, an dem die autokratische Regierung des Iran nicht mit negativen Schlagzeilen von sich reden macht. Seit rund zwei Monaten herrscht in dem Land der Ausnahmezustand. Trotz Hunderter Todesopfer und Tausenden verhafteten Demonstranten gehen die Bürger des Irans täglich auf die Straße.
Solche Proteste sind im Iran keine Neuheit, allerdings hat das Regime sie in der Vergangenheit schnell wieder zerschlagen. Dieser Tage wächst international die Hoffnung, dass die gebeutelten Bürger des Irans echte Veränderungen bewirken können. Dabei ist es für diese Menschen besonders wichtig, sich zu informieren und in Kontakt zu bleiben. Das weiß auch die iranische Führung und setzt seit Beginn der Proteste bei elektronischen Medien die Axt an. Beispielsweise sind soziale Medien im Iran kaum oder gar nicht zu erreichen. Zudem wird der Datenverkehr im Internet streng überwacht. Andersdenkende riskieren in diesem Umfeld online ihr Leben.
Auch Russland ist für derartige Maßnahmen bekannt. Die dortige Regierung hat technisch alle Möglichkeiten, den Zugriff auf Websites einzuschränken und die Bevölkerung zu kontrollieren.
Die gute Nachricht: Die Überwachungsnetze in Russland und dem Iran haben Schlupflöcher – und Du kannst dabei helfen, sie für die dortige Bevölkerung offen zu halten. Möglich ist das dank dem TOR-Netzwerk.
Was ist TOR?
TOR steht kurz für “The Onion Router”, also “Der Zwiebel-Router”. Gemeint ist, dass der Zugriff auf Webseiten nicht direkt von einem Computer erfolgt, sondern durch zig verschiedene Computer geleitet wird und erst danach sein Ziel erreicht. Theoretisch könnte also ein Mensch im Iran auf das TOR-Netzwerk zugreifen und seine Daten springen weltweit über verschiedene Rechner bis zum angepeilten Webserver. Damit ist für Außenstehende nicht mehr nachvollziehbar, woher der Zugriff ursprünglich kam. Die vielen Computer zwischen Sender und Empfänger sind also die vielen Schichten der “Zwiebel”, der TOR seinen Namen verdankt. Diese Zwischenstationen werden auch “Proxies” genannt.
Seit 2016 ist es für normale Internet-User einfacher denn je, einen solchen Proxy bereitzustellen. Grund dafür ist die Entwicklung von “Snowflake”, zu Deutsch “Schneeflocke”. Schneeflocken treten massenhaft auf – es ist kaum möglich, in einem Schneesturm den Flug einer einzelnen Flocke nachzuvollziehen. Genau das ist bei Snowflake Programm. Es handelt sich dabei um eine Browser-Erweiterung. Diese ist einfach und ohne technisches Verständnis installiert und aktiviert sich automatisch. Solange dein Browser läuft, ist Snowflake aktiv – Daten aus dem Netzwerk werden also über Dein Gerät geleitet. Die Erweiterung zeigt außerdem an einem Zähler, wie vielen Menschen du beim anonymen Browsen geholfen hast. Wer diese Menschen sind oder woher sie kommen, lässt sich allerdings nicht nachvollziehen – das ist immerhin der ganze Sinn des Netzwerks.
Interesse geweckt? Weitere Informationen und Links zu der Snowflake-Erweiterung für Chrome und Firefox findest Du auf der Website des Vereins Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e. V. Darüber hinaus stellt das FIfF eine Broschüre (PDF, 8MB) bereit.