Es ist eine Mitteilung, die sofort um die ganze Welt gegangen ist. Mit einem Blogpost Anfang des Monats hat der Betreiber der weltweit größten Suchmaschine (Google) angekündigt, das personenbezogene Tracking zu beenden. Das ist ein radikaler Schritt weg von Googles bisheriger Sammelleidenschaft für Nutzerdaten. In mehr als 20 Jahren hatte das Unternehmen seine Marktmacht darauf aufgebaut, praktisch alles über seine Kunden zu wissen. Der Wandel im “System Google” ist allerdings nicht völlig überraschend.
Google: Neue Zeiten brechen an
Dass sich ausgerechnet Google an vorderster Front für den Schutz der Privatsphäre sieht, klingt zunächst bizarr. Es gibt jedoch handfeste Gründe für den Sinneswandel. Zunächst hat sich die Einstellung der Nutzer verändert. Google selbst zitiert dabei eine Studie des Pew Research Center mit eindeutigen Ergebnissen. So glauben 71% aller Befragten, dass nahezu ihre gesamten Online-Aktivitäten verfolgt werden. 81% gaben an, dass die Risiken einer so umfangreichen Datensammlung den Nutzen überwiegen. Das haben sich längst auch Konkurrenten wie die alternative Suchmaschine DuckDuckGo zunutze gemacht, die keyword-relevante Werbung anzeigen und dabei keine Daten sammeln.
Zum anderen muss sich Google aber auch jetzt schon Gedanken über den Gesetzgeber machen. Neben dem starken Datenschutzrecht in der EU drohen nämlich mittlerweile auch in den USA rechtliche Konsequenzen bei der gigantischen Datenmenge im Unternehmen. Da erscheint es logisch, selber den ersten Schritt zu gehen.
Der hat übrigens eine Geschichte, die weit älter ist als Googles Blogpost vom 03. März 2021. So wurde für den hauseigenen Chrome-Browser schon vergangenes Jahr angekündigt, man suche nach Konzepten, um Cookies von Drittanbietern künftig zu vermeiden.
Tracking-Cookies adé?
Genau solche Cookies sind Datenschützern schon seit langem ein Dorn im Auge. Mit den darin enthaltenen Daten lassen sich individuelle Nutzerprofile erstellen. Per Cookie lässt sich dann nachverfolgen, wer wann welche Seiten besucht hat. Nutzer werden komplett gläsern – ein Paradis für Werbetreibende, aber auch ein Albtraum für Datenschützer. Zwar will Google am profitablen Geschäft mit der Werbung festhalten, künftig aber ohne personenbezogene Profile. Wie genau das vonstattengehen soll, steht noch in den Sternen. Konzepte dafür gibt es allerdings schon.
Googles eigener Vorschlag lautet FLoC – “Federated learning of cohorts”. Damit will Google seine Nutzer nach deren Interessen gruppieren und diesen Gruppen dann spezifisch Werbung anzeigen. Der Vorteil dabei: Sobald ein Browser etwa einer oder mehrerer Gruppen zugewiesen ist, kann er seinen Verlauf verschleiern und erhält trotzdem relevante Werbeanzeigen. Zumindest in der Theorie sollten damit Werbekunden wie Nutzer kaum einen Unterschied merken. Dank der Gruppierung über FLoC wäre das möglich, ohne dass Google dafür gigantische Datensätze horten müsste. Ob und inwiefern das Konzept dann in der Realität funktioniert, wird sich zeigen. Die angezeigte Werbung selbst könnte einmalige Identifikationsnummern enthalten, mit denen wiederum einzelne Betrachter individuell erkennbar wären.
Wir stehen Ihnen bei einer Beratung zu Ihrem persönlichen Internetauftritt, Content Marketing und den sozialen Medien gerne zur Seite – setzen Sie sich mit uns in Verbindung!